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Error 404 - oder der Traum vom Computer-Hirn

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Photo by  Erik Mclean  on  Unsplash Im 18 Jh. sorgte ein Buch von Julien Offray de La Mettrie für Furore: L'Homme Machine  . Das Werk ist eine direkte Antwort auf Descartes, der mit seinem berühmten Leitsatz im Discours de la Méthode - "Ich denke, also bin ich" (Quatrième partie) - die Zweiteilung des Menschen in Seele und Leib statuiert hatte. Die Seele denkt und ist das an sich des Menschen, das sich im Körper verweltlicht. Descartes vermutete die Selbsttätigkeit der Seele in der Zirbeldrüse. Der Mensch, der sich seiner Existenz vergewissern wollte, war auf sein Bewusstsein zurückgeworfen, das in einem kleinen Klumpen Gehirn eingeschlossen für die Denkfähigkeit sorgte. Da Tieren dieses Bewusstsein fehle, waren sie für Descartes im Gegensatz zum Menschen lediglich Maschinen. An diesem Punkt setzt die Kritik von La Mettrie an. Sein Maschinen-Mensch ist - im Gegensatz zu den Tieren Descartes' - alles andere als ein Automat. In seinen Schriften sind Vergleich

Die Zukunft? - Verrückter als gewollt.

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Die Schulstube ist eine Einrichtung, die sich im 18. und 19. Jh. in Europa etablierte. Seit der Einführung der allgemeinen Schulpflicht (in der Schweiz 1874) hat sie die Jugenderfahrung von Generationen geprägt und viele assoziieren mit dem Begriff "Lernen" spontan die Erlebnisse im Klassenzimmer. Im Laufe der Jahre sind immer wieder räumliche Konzepte aufgetaucht, die das Lernen im Schulzimmer erweitern sollten, vom Sprachlabor, über die Mediothek bis zum Lernfoyer oder Working-Space. An der Zentralität der Schulstube hat das indes keinen Abbruch getan, denn das räumliche Konzept der Schulklasse liess sich gut mit den planerisch-organisatorischen Belangen des Bildungssystems verbinden und mit der Idee von Jahrgangsklassen, auf die der Lehrplan und der Ablauf des Unterrichts sich auszurichten haben. Die Schulstube hat einen derart zentralen Status erlangt, dass selbst die Berufsbildung in ihren schulischen Teilen, die höhere Bildung und die Weiterbildung im Wesentlich

Experience Is our only Teacher

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                                                                    Bild: Pixabay-License In seinen Collected Papers schreibt C.S.Peirce sinngemäss: Erfahrung ist unsere alleinige Quelle der Erkenntnis. Experience is our only teacher. (Pragmatism and Pragmaticism, 5.50). Dabei hat die Aussage zwei Aspekte: Zum einen gewinnen wir Wissen nur aus der Erfahrung, zum anderen überprüfen wir, was wir zu wissen glauben, an Erfahrenem. Erkenntnisse entstehen durch unser Erleben der Welt. Die Begriffssysteme, mit denen wir unsere Erfahrung ordnen, haben keinen logischen Grund, sondern einen physischen. Unsere Vorstellungen sind nicht wahr, weil sie logisch kohärent sind, sondern weil sie sich in der erlebten Welt bewähren. Diese Einsicht kann auch für die Bildung von Bedeutung sein: Denn in einer Optik, wie sie Peirce anreisst, zeichnet sich Lernen durch folgende Aspekte aus: a) Es ist ein Prozess des Erlebens (und nicht eine Bestandesaufnahme von Informationen). b) Es bemisst sich an

"The Medium Is the Massage"

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Die Corona-Krise hat sämtliche Fragen zu den Eigenheiten digitalen Lernens regelrecht "unterlaufen", zumindest im Alltag vieler Schulen und Bildungsinstitutionen. Die sofortige Umstellung auf Fernunterricht war in vielen Fällen gleichbedeutend mit einer "Umkodierung" von Unterrichtssequenzen und -programmen, die für den Präsenzalltag konzipiert waren. Aufgrund der Dringlichkeit, die das Handeln angeleitet hat, standen auch keine grundsätzlichen Überlegungen zu diesem Übersetzungsprozess im Fokus. Als Bildner/-innen haben wir uns vielfach so verhalten, als ob es keine Rolle spielt, was überhaupt von der analogen Welt in die digitale übersetzbar ist und was nicht. Noch weniger stand vielleicht der Zweifel im Vordergrund, ob alles, was übersetzbar ist, auch eine Übersetzung verdient. Und weil Krisen vieles legitimieren, aber am allermeisten wohl das, was ohnehin schon Anwendung findet, stand auch nicht der Gedanke im Mittelpunkt, dass womöglich digitales Lernen

Kein Lernen ohne Risiko

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Lebenslanges Lernen ist nicht ein leeres Postulat, sondern eine Anforderung, die uns alle jederzeit einholen kann. Das zeigt die Umstellung, die dieser Tage unter dem Zwang der Corona-Virus-Restriktionen an vielen Schulen erfolgt ist. Gleichsam über Nacht wurde Fernunterricht möglich, eine Option, die bis vor kurzem völlig unwahrscheinlich erschien. Es ist eklatant, wie aus einer extremen Erfahrung heraus – die Pandemie – in sehr kurzer Zeit Undenkbares möglich wurde, auch auf kollektiver Ebene. In einer komplexen, wissensdurchdrungenen Welt sind wir alle zum Lernen angehalten, Kinder wie Erwachsene, öffentliche Organisationen nicht weniger als Unternehmen. Wissen ist dabei der Rohstoff, der die Lernprozesse nährt, zugleich auch das Ergebnis derselben. Lernprozesse scheinen Verfahren zu sein, die auf planbare Weise unser Wissen und unser kognitives Vermögen vermehren. Ausser Acht bleibt zuweilen, dass selbst die Explorationen der Hirnforschung diesen Schatz noch nirgends ge